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Schulverweigerung und Mobbing: Die gesundheitlichen Folgen von erzwungenem Schulbesuch


Die Mobbingproblematik

Mobbing ist ein ernstes Problem, das die psychische und physische Gesundheit von Kindern stark beeinflussen kann. In vielen Fällen führt Mobbing sogar zur Schulverweigerung, da Kinder den schulischen Umfeldern, in denen sie gemobbt werden, entkommen möchten. In diesem Blogartikel werden wir die Zusammenhänge zwischen Schulverweigerung, Mobbing und den gesundheitlichen Folgen diskutieren. Darüber hinaus betrachten wir die Auswirkungen, wenn Kinder trotz des Mobbings zum Schulbesuch gezwungen werden.

Die ständige Konfrontation mit Mobbing kann bei betroffenen Kindern zu Angstzuständen, Depressionen, geringem Selbstwertgefühl, körperlichen Schmerzen und sozialer Isolation führen. Um dieser belastenden Situation zu entkommen, entscheiden sich manche Kinder, die Schule zu meiden, was als Schulverweigerung oder Schulabsentismus bezeichnet wird.

In diesem Moment der Verweigerung, tun Kinder etwas, was viele Erwachsene verlernt haben. Es wurde auch uns als Kinder systematisch abtrainiert.

Sich selbst zu spüren!

Kinder, die wegen Mobbing die Schule verweigern tun das nicht, weil sie keine Lust haben, sondern weil sie spüren, dass dieser Ort (in diesem Fall die Schule) ihnen erheblichen Schaden zufügt. Sie fühlen sich unsicher, haben Angst, werden nicht geschützt und tun das einzig richtige! Sie stemmen sich dagegen auf, um sich selbst zu schützen. Wie gesund ist das bitte? Da könnten wir Erwachsenen uns oft eine Scheibe abschneiden.

Die gesundheitlichen Folgen sind schwerwiegend

Die gesundheitlichen Folgen von Mobbing sind oft schwerwiegend für die betroffenen Kinder. Die ständige Belastung durch Mobbing kann zu chronischem Stress führen, der wiederum das Immunsystem beeinträchtigt und das Risiko von Erkrankungen erhöht. Kinder, die gemobbt werden, leiden häufig unter Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Magenproblemen, Rückenschmerzen, Nackenschmerzen, werden zuhause auffällig aggressiv, und das Risiko für psychische Störungen wie Angstzustände und Depressionen sind massiv erhöht. Der langfristige Einfluss von Mobbing kann das Selbstvertrauen der Kinder nachhaltig schädigen und zu langfristigen emotionalen und psychologischen Problemen führen. Erwachsene, die als Kinder unter Mobbing litten haben ein 6x höheres Risiko eine psychische Krankheit zu entwickeln. Und damit sind nicht nur Depressionen gemeint, die sich behandeln lassen, sondern tiefe Störungen der Psyche, die höchstens symptomatisch behandelt werden können. Eine Schädigung fürs Leben!

Erzwungener Schulbesuch und seine Auswirkungen:


In einigen Fällen wird Kindern trotz des Mobbings der Schulbesuch von den Eltern oder der Schule auferlegt. Die Kinder haben eine Schulpflicht in diesem Land und die Eltern sind verpflichtet alles Nötige zu tun, um ihre Kinder in die Schule zu bekommen. Das Volksschulamt des Kanton Zürich schreibt dazu: «Die Eltern und Dritte, denen eine Schülerin oder ein Schüler anvertraut ist, sind für die Erziehung sowie den regelmässigen Schulbesuch, die Erfüllung der Schulpflicht und der damit verbundenen Pflichten verantwortlich.» Und da gibt es keine Ausnahmen! Die schulischen Leistungen sind wichtig! Dass Kinder zu viel Schulstoff verpassen könnten und dann nicht mehr mitkommen, ist eine weitere Sorge. Aber wo ist der gesundheitliche Aspekt in dieser Geschichte?

Eine makellose schulische Laufbahn ist in unserem System relevanter als die psychische Gesundheit unserer Kinder.

Wir wissen, dass es ein Papier gibt mit einem Handlungsplan für Schulen im Falle von Schulabsentismus. Nach diesem Handlungsplan wird in verschiedenen Schritten verfahren, um der Schulverweigerung entgegenzuwirken. In der Praxis erleben wir aber leider sehr oft, dass diese Handlungspläne nicht eingehalten werden. Den Eltern wird die Schuld in die Schuhe geschoben. Sie sind ja schliesslich verantwortlich, dass das Kind in der Schule auftaucht und geschieht das nicht, dann muss das ja an ihren mangelnden Fähigkeiten als Eltern liegen. Ausserdem sehen wir immer häufiger, wie Schulen den Eltern mit dem Jugendamt drohen, sollten sie ihre Kinder jetzt nicht in den Griff kriegen. Und immer wieder werden ohne jegliche handfesten Beweise Meldungen (ja, teilweise mehrere) beim Jugendamt eingereicht. Das ist der einfachste Weg für Schulen, um die Verantwortung abzugeben.

Und nein, ich brauche hier jetzt kein: «Aber es gibt auch gute Schulen!»

Hoffentlich gibt es die. Wäre ja auch tragisch, wenn allesamt bei Mobbing wegschauen würden. Aber wir haben zu 99% mit Schulen zu tun, die das genauso handhaben, wie oben beschrieben. Und solange das so ist, haben wir ein riesiges Problem!

Der erzwungene Schulbesuch kann zu erheblichen gesundheitlichen Folgen führen. Wenn Kinder gezwungen werden, in einer Umgebung zu bleiben, in der sie regelmässig gemobbt werden, verstärkt sich ihr Stresslevel weiter. Der Druck, der sich täglich dem Mobbing aussetzt, kann zu schwerwiegenden psychischen Problemen führen und das Risiko von Selbstverletzungen oder Suizidgedanken erhöht sich. Der erzwungene Schulbesuch kann auch das Vertrauen der Kinder in die Unterstützungssysteme der Schule und ihrer Eltern erschüttern, da sie das Gefühl haben, nicht ernst genommen oder geschützt werden. Und sind wir ehrlich: Das werden sie in diesem Moment auch nicht.

Das System schützt sie nicht und den Eltern sind die Hände gebunden ihre Kinder zu schützen, weil das Gesetz sie verpflichtet ihre Kinder an Orte zu schicken, an denen sie offensichtlich nicht sicher sind.

Es gibt Lösungen!

Es gibt den Schulwechsel. Wenn die Familien Glück haben, kann mit einem Schulwechsel und dem passenden Coaching das Kind so gestärkt werden, dass es an einer neuen Schule gut Fuss fassen kann. Aber die Narben des Erlebten, die bleiben. Deshalb ist das Aufarbeiten der Erlebnisse auch dann wichtig, wenn das Mobbing der Vergangenheit angehört. Viele Kinder werden von uns auf den Schulwechsel vorbereitet oder nach dem Schulwechsel begleitet, damit sie endgültig aus der Opferrolle ausbrechen dürfen und ihre Verhaltensweisen, die sie durch das Mobbing entwickelt haben, wieder ablegen können. So sind sie vor weiteren Mobbingattacken sicherer.

Auch Privatschulen können eine gute Alternative sein. Leider sind diese oft sehr teuer und viele Familien können das nicht finanzieren. Somit muss man sich in einer Notsituation, wie Mobbing, ein Kind mit einer psychisch guten Gesundheit erst Mal leisten können. Die Gemeinden stellen sich oft quer, wenn es um die Finanzierung von Privatschulen geht, obwohl das Kind nicht nur eine Schulpflicht hat, sondern auch ein Schulrecht. Und dieses Schulrecht sollte eine gesunde Entwicklung beinhalten!

Dann gibt es noch den Heimunterreicht. Viele Eltern können das durch die Arbeit oder andere Umstände nicht durchführen, aber die die es könnten, denen werden so viele Steine wie möglich in den Weg gelegt, dass die Kinder wieder an die öffentliche Schule müssen. Die Massnahmen werden immer mehr verschärft, weil immer mehr Eltern ihre Kinder aus der Schule nehmen und zuhause unterrichten. Also selbst wenn man sich selbst einsetzt für seine Kinder und das Beste für DIESES eine Kind möchte, muss man darum kämpfen. Geschweige denn, dass in einigen Kantonen das Homeschooling immer noch verboten ist.

Auch uns sind Lösungsansätze wichtig:

Um den Teufelskreis von Mobbing, Schulverweigerung und den gesundheitlichen Folgen zu durchbrechen, ist ein ganzheitlicher Ansatz erforderlich. Es ist wichtig, dass Schulen ein sicheres und unterstützendes Umfeld schaffen, in dem Mobbing nicht toleriert wird. Oder in dem man einfach zugibt, dass es Mobbing an der Schule gibt und man total überfordert ist mit der Situation. Es ist nämlich nichts, wofür man sich schämen müsste. Es zeigt keine Schwäche und kein Versagen, wenn es Mobbing an Schulen gibt. Aber Wegschauen, Resignieren und Ignorieren, das ist sehr schwach! Sich Hilfe zu holen bei Thematiken, für die man nicht ausgebildet ist, ist nicht schwach! Es zeigt, dass man dazulernen möchte, dass Lösungen und ein schnelles Handeln erforderlich sind. Es zeigt, dass auch Schulleiter, Lehrer und SSA auch nur Menschen sind, die nicht immer ein Mittel für alles zur Hand haben. Wir müssen offener für Veränderungen werden! Weniger feindlich gegenüber denen, die wirklich helfen könnten. Anti-Mobbing-Programme und Schulungen für Lehrkräfte und Schüler müssen Pflicht werden in unserem System.

Aber es reicht nicht nur der Schule die Verantwortung aufzuerlegen. Nein, auch Eltern und Kinder müssen ihren Teil der Verantwortung übernehmen.

Eltern von Kindern, die unter dem Mobbing leiden, können ihre Kinder stärken. Kinder können lernen selbst aus der Mobbingfalle auszubrechen, was ihnen wieder Selbstvertrauen und Mut schenkt. Aber nur weil das Kind nicht mehr gemobbt wird, heisst es nicht, dass es aufgelöst ist. Nein, oft verlagert sich das Mobbing einfach auf ein anderes Kind, wenn die Schulen die Thematik nicht aufarbeiten.

Und so ist auch die Familie des Täter-Kindes in der Pflicht intensiv mitzuarbeiten. Kinder, die mobben sind nicht böse. Sie haben nur ein Ventil gefunden, um ihre Wut, ihre Unzufriedenheit, ihre Unsicherheit und ihre ganzen negativen Gefühle zu kanalisieren. Leider auf eine Art und Weise, die anderen schadet. Das darf nicht geduldet werden. Auch diese Kinder brauchen Hilfe und Unterstützung, damit sie ihre Verhaltensweise ändern können. Für andere, aber auch für sich selbst.

Die Meinung der Kinder ist wichtig!

Am Ende bleibt zu sagen, dass Kinder gehört werden möchten. Auch wenn ihre Stimme in unserer Gesellschaft die leiseste ist, ist sie nicht weniger wichtig. Ich bin überzeugt, dass viele Probleme sich lösen würden, wenn wir unseren Kindern einfach zuhören würden, sie unterstützen und aufhören ihnen ihre Gefühle abzusprechen.

«Du musst dich zusammenreissen!» «Das schaffst du schon!» «Andere müssen auch zur Schule!» «Aber was soll aus dir werden, wenn du nicht zur Schule gehst?»

Hin zu:

«Was können wir tun, damit du dich wieder wohl fühlst?» «Wie können wir dich unterstützen?» «Was für eine Lösung hättest du dafür?» «Was können wir machen, um dir zu helfen?» oder einfach nur «Wir sind da für dich!» «Wir werden eine Lösung finden, die stimmt für dich!» «Ich bin stolz auf dich, dass du so gut auf deine Gefühle hören kannst.»

Unser System. Es gilt als fortschrittlich und modern, aber sobald du nicht mitläufst, wie man es erwartet, hast du darin keinen Platz mehr und es macht sogar krank.

Was ist daran fortschrittlich?

Wir können das doch besser!

Schaffen wir Veränderung und helfen wir unseren Kindern psychisch und physisch gesund zu bleiben!

Denn sie sind die, die unsere Welt in einigen Jahren führen sollen.



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